‣DREI FRAGEN AN TAINÁ GUEDES

  • 07.01 ‣DREI FRAGEN AN TAINÁ GUEDES
    Dialogfeld 3

    Du bist nun seit einigen Wochen in Chemnitz (unterwegs):
    Wie sind deine Eindrücke von der Stadt? Ist dir irgendwas bestimmtes aufgefallen? Warum? Welche Unterschiede siehst du dabei z.B. zu eurer Heimatstadt Berlin?

    Tainá: „Ich freue mich, so viele Garteninitiativen und Menschen zu sehen, die eine nachhaltigere, integrativere und harmonischere Gesellschaft aufbauen wollen. Ich habe Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund getroffen, die in der Stadt leben, und sie sind alle so stark und inspirierend – vom Haus der Kulturen, über die Lila Villa und ihrer internationalen Community bis hin zu allen Deutschen und Einheimischen. Ich hatte nicht mit einer Stadt mit so viel Platz und großen Alleen gerechnet. Das gefällt mir, als symbolisches Bild. Schöpfung braucht Raum. Veränderung braucht Raum. Wenn ich also über diese beiden Dinge nachdenke (den Raum in der Stadt und diese Menschen, die ich getroffen habe), denke ich, dass das vielleicht vorherrschende negative Bild der Stadt zum Positiven geändert werden kann.

    Die Arbeit, die der Klub Solitaer e.V. mit Dialogfeldern leistet, ist eines der entscheidenden Projekte auf diesem Weg für Veränderungen. Die Idee sechs Künstler:innen von außerhalb in der Stadt zusammen zu bringen, um mit der lokalen Gemeinschaft zu arbeiten und zum Denken über öffentliche Räume anzuregen, ist ein wirkungsvolles Instrument, um Menschen für eine positive Veränderung zusammenzubringen.

    Im Vergleich zu Berlin sehe ich Gemeinsamkeiten in den Garteninitiativen und der wachsenden Anzahl junger Menschen, die bereit sind, sich einen „kleinen Garten“ zuzulegen, der nachhaltigere Ideen und das Ziel mit sich bringt, die Städte grüner zu machen.“

     

    Im Rahmen der Dialogfelder 2020 Von Sinnen widmest du dich dem Geschmackssinn: Gibt es dabei Impressionen, die du vor allem aus dem Sonnenberg ziehst? Um welche handelt es sich konkret? Wie finden sich diese in deiner Arbeit wieder?

    Tainá: „Ich finde das Viertel und seine Nachbarschaft sehr schön. Mir gefällt der Blick auf die Stadt von der „Spitze“ des Sonnebergs aus. Manchmal bedeckt bei Sonnenuntergang ein geheimnisvoller Nebel Teile der Gebäude. Die Aussicht auf die Dächer ist atemberaubend. Mein Lieblings-Lebensmittelgeschäft in der Stadt „Peacefood“ befindet sich hier – meine stärkste Verbindung zu Lebensmitteln hier. Sie haben eine gute Auswahl an Zutaten, und die Vielfalt ist sichtbar, schmeckbar und man kann durch den Geschmackssinn die Bedeutung der Bewahrung der Vielfalt auf unserem Planeten verstehen. Geschmack ist einer der überzeugendsten Sinne, die wir haben. Ich glaube, es ist der Sinn, den wir am meisten vertrauen und verstehen.“

    Kannst du uns jeweils einen kleinen Ausblick auf die entstehende Arbeit geben? Auf was dürfen sich Besucher:innen der Präsentationswoche vom 12.12. bis 18.12. freuen?

    Tainá: „Ich erarbeite eine Installation aus sieben großen Drucken (3,5m x 2m) und sieben Videos, in Zusammenarbeit mit Chemnitzer:innen  unterschiedlicher Hintergründe. Die Installation nutzt das Selbst, um Begriffe auszupacken, die Identität und Symbolik widerspiegeln. Die Einzelpersonen oder so genannte „Entitäten“, die auf den Drucken abgebildet sind, fungieren als Oberfläche zur Sensibilisierung von Anmerkungen zu Fragen im Zusammenhang mit der Vielfalt. Die visuelle Verkörperung von Lebensmitteln entfaltet persönliche und kollektive Identität, und Verbindungen zwischen Elementen und Bereichen, die seit Anbeginn der Menschheit Thema sind.“