Gunst

Ungleichheit prägt unsere Gesellschaft, in der Nachbarschaft, in Europa, in der Welt. Sind Mangel und Überfluss nur eine Frage der Perspektive? Können Privilegien belasten? Geht Kunst ohne Gunst? Wem ist was vergönnt und was können wir uns angesichts der Klimakrise, global und gegenseitig gönnen?

Das Vermögen konzentriert sich in den Händen weniger, während die Mehrheit begrenzte Ressourcen hat. Diese Kluft fördert eine feste Klassengesellschaft.

Die Auslagerung von Arbeitsplätzen in den Osten hat zu einem wirtschaftlichen Aufschwung dort geführt, aber auch zu Lohnungleichheit und sozialen Spannungen. Die unterschiedlichen historischen Entwicklungen von Ost- und Westeuropa führen zu verschiedenen Dynamiken in Bezug auf Privilegien und Klassengesellschaft, was umfassende Anstrengungen erfordert, um eine gerechtere Verteilung von Chancen zu ermöglichen.

Chemnitz, eine Stadt mit einer tief verwurzelten Arbeiter:innentradition, kämpft mit den Auswirkungen von Klassismus, geprägt durch seine duale Wahrnehmung als östliche Stadt im Westen Europas und umgekehrt. Nach der Wende erlebten viele Ostdeutsche eine gesellschaftliche Abwertung, die sich durch den Verlust von Eigentum, Arbeitsplätzen und sozialen Bindungen manifestierte. Diese Abwertung führte zu einer Verfestigung traditioneller Klassenstrukturen, bei denen Reichtum und Bildung ungleich verteilt bleiben, was soziale Ungerechtigkeiten verstärkt.
Das Chemnitzer Stadtviertel Sonnenberg, ist von prekären Lebensverhältnissen geprägt, vereint gleichsam alle Privilegien der Bundesrepublik in sich und weist trotzdem vielerorts Spuren der Benachteiligungen der neuen Bundesländer auf.

Unter einem Oberthema laden wir für jedes Dialogfeld zwei internationale Künstler:innen gleichzeitig auf den Chemnitzer Sonnenberg, um künstlerisch und interventionistisch den öffentlichen oder halböffentlichen Raum zu untersuchen. Sie bestimmen den genauen Ort und die Art der Intervention. Die Dialogfelder wollen die Ambivalenzen von Privilegien als gesellschaftliche Last und individuellen Luxus untersuchen.
Mit den Erfahrungen und Blickwinkeln aus verschiedenen sozioökonomischen Hintergründen der eingeladenen Künstler:innen und beteiligten Partner:innen suchen wir Momente, die in Chemnitz Gemeinsinn stiften.

Dialogfeld 1

  • Shubhangi Singh

    Die Straße ist ein hegemonialer Ort, an dem Macht ausgeübt, ausgedrückt und in Frage gestellt wird. Sie ist eine Petrischale - komplex und doch unkontrolliert - was sie zu einem fruchtbaren Boden für Studien macht. Singh wird die laufende Arbeit - Noticing and Note-Taking - fortsetzen, in der öffentliche Räume als Kontaktzonen betrachtet wird, die bestehende Muster im Alltagsleben, bei der Arbeit, in der Sicherheit und in der Freizeit wiederholen und verbreiten.
    Shubhangi wird mit Anekdoten, Notizen, Zeichnungen und Fotografien als (Bürger:innen)-Zeugen arbeiten.

    ⊱ • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • ⊰

    Shubhangi Singh arbeitet transdisziplinär und stützt sich in der Praxis auf bestehendes Wissen, um sich mit Bewegung, Identität, Fragen zum Körper und seiner Beziehung zur Umwelt auseinanderzusetzen. Singh beschäftigt sich bei der Arbeit mit Ideen der Abwesenheit und des Abwesenden, um über das Sichtbare zu reflektieren, insbesondere in Bezug auf Geschichte, Erinnerung und Gedenkarbeit. Singhs medienübergreifende Arbeiten, die von Text über Bewegtbild bis hin zu ortsspezifischen Installationen reichen, bewegen sich routinemäßig zwischen Fiktion und Nicht-Fiktion und nehmen oft die Position eines unzuverlässigen Erzählenden ein.

  • Shubhangi Singh

    Die Straße ist ein hegemonialer Ort, an dem Macht ausgeübt, ausgedrückt und in Frage gestellt wird. Sie ist eine Petrischale - komplex und doch unkontrolliert - was sie zu einem fruchtbaren Boden für Studien macht. Singh wird die laufende Arbeit - Noticing and Note-Taking - fortsetzen, in der öffentliche Räume als Kontaktzonen betrachtet wird, die bestehende Muster im Alltagsleben, bei der Arbeit, in der Sicherheit und in der Freizeit wiederholen und verbreiten.
    Shubhangi wird mit Anekdoten, Notizen, Zeichnungen und Fotografien als (Bürger:innen)-Zeugen arbeiten.

    ⊱ • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • ⊰

    Shubhangi Singh arbeitet transdisziplinär und stützt sich in der Praxis auf bestehendes Wissen, um sich mit Bewegung, Identität, Fragen zum Körper und seiner Beziehung zur Umwelt auseinanderzusetzen. Singh beschäftigt sich bei der Arbeit mit Ideen der Abwesenheit und des Abwesenden, um über das Sichtbare zu reflektieren, insbesondere in Bezug auf Geschichte, Erinnerung und Gedenkarbeit. Singhs medienübergreifende Arbeiten, die von Text über Bewegtbild bis hin zu ortsspezifischen Installationen reichen, bewegen sich routinemäßig zwischen Fiktion und Nicht-Fiktion und nehmen oft die Position eines unzuverlässigen Erzählenden ein.

  • Maja Simišić

    Maja Simišić ist eine Multimedia-Künstlerin, die sich auf alltägliche Kämpfe konzentriert und Wege findet, diese auf den Kopf zu stellen. Das Modell, das sie in ihrer Arbeit verwendet, um bestehende Geschlechter- und Klassenkämpfe umzustürzen, beruht auf der Analyse der Erwartungen, die von modernen gesellschaftlichen Strukturen und historischen Erzählungen an uns gestellt werden.

    Als Frau vom Balkan, die in der westlichen Welt lebt und arbeitet, ist ihre künstlerische Praxis einerseits stark von der Wahrnehmung von Osteuropäier:innen in der westlichen Gesellschaft und andererseits von der Art und Weise, wie die Menschen auf dem Balkan erzogen werden, ihren grundlegenden Überzeugungen und der Rolle der Frau in diesen beiden Kontexten beeinflusst.

    Maja trägt schwere Themen mit viel Unbeschwertheit und dem ihrem Charakter eigenen Humor vor. Auf der Grundlage von Identität und Identitätspolitik fordert Maja ihr Publikum auf, das zu hinterfragen, was vor ihren Augen liegt. Mit einer Prise Absurdität und einer gehörigen Portion Satire hilft sie uns zu erkennen, dass alle unsere Realitäten miteinander verbunden sind und man Verständnis und eine gewisse Bereitschaft, Unterschiede zu akzeptieren, braucht, um tatsächlich etwas zu verändern. Sie versucht, dieser großen kafkaesken Unterdrückungsmaschine zu entkommen, indem sie eine Festung der kollektiven Vorstellungskraft errichtet.

  • Maja Simišić

    Maja Simišić ist eine Multimedia-Künstlerin, die sich auf alltägliche Kämpfe konzentriert und Wege findet, diese auf den Kopf zu stellen. Das Modell, das sie in ihrer Arbeit verwendet, um bestehende Geschlechter- und Klassenkämpfe umzustürzen, beruht auf der Analyse der Erwartungen, die von modernen gesellschaftlichen Strukturen und historischen Erzählungen an uns gestellt werden.

    Als Frau vom Balkan, die in der westlichen Welt lebt und arbeitet, ist ihre künstlerische Praxis einerseits stark von der Wahrnehmung von Osteuropäier:innen in der westlichen Gesellschaft und andererseits von der Art und Weise, wie die Menschen auf dem Balkan erzogen werden, ihren grundlegenden Überzeugungen und der Rolle der Frau in diesen beiden Kontexten beeinflusst.

    Maja trägt schwere Themen mit viel Unbeschwertheit und dem ihrem Charakter eigenen Humor vor. Auf der Grundlage von Identität und Identitätspolitik fordert Maja ihr Publikum auf, das zu hinterfragen, was vor ihren Augen liegt. Mit einer Prise Absurdität und einer gehörigen Portion Satire hilft sie uns zu erkennen, dass alle unsere Realitäten miteinander verbunden sind und man Verständnis und eine gewisse Bereitschaft, Unterschiede zu akzeptieren, braucht, um tatsächlich etwas zu verändern. Sie versucht, dieser großen kafkaesken Unterdrückungsmaschine zu entkommen, indem sie eine Festung der kollektiven Vorstellungskraft errichtet.

  • 12.03.2025 Wir starten!
    Dialogfeld 1
    Shubhangi Singh und Maja Simišić eingetroffen.

    Am 14. März treffen die Künstlerinnen Shubhangi Singh und Maja Simišić aus Finnland und den Niederlanden ein. Sie werden in den kommenden 6 Wochen die Stadt Chemnitz erkunden und ab dem 19.04. für eine Woche mit künstlerischen Interventionen auf den Sonnenberg einladen. Die Interventionen werden von einem künstlerischen Spin-off des Chemnitzer Künstlers Valentin Mici begleitet.

    Den Auftakt markiert ein intensives Willkommenswochenden vom 14. bis 16. März. Mit Unterstützung von Jamie Mulcahy (out of order) gibt es Stadtführungen, Gespräche und erste Begegnungen. Valentin Mici begleitet dmit einem künstlerischen Spin-off.

    Shubhangi Singh plant ihre Arbeit Noticing and Note-Taking fortzusetzen, in der urbane Räume als Begegnungsorte untersucht und deren soziale Dynamiken durch Anekdoten, Zeichnungen und Fotografien festgehalten werden. Maja Simišić nutzt ihre multimediale Praxis, um gesellschaftliche Erwartungshaltungen herauszufordern und neue Erzählweisen zu entwickeln.

    Bleibt auf dem Laufenden und folgt uns für Eindrücke aus dem Prozess.

    Unterstützt durch die Kulturhauptstadt Europas Chemnitz 2025 gGmbH. Gefördert aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, des Freistaates Sachsen und der Stadt Chemnitz, sowie mit Mitteln des Finnland-Instituts und der Botschaft des Königreichs der Niederlande.

  • 19.02.2025 Wir stellen vor – Valentin Mici
    Dialogfeld 1
    lokales Spin-off

    Mein Name ist Valentin Mici. Geboren in Rumänien, aufgewachsen in Gelenau und seit 2014 lebe ich in Chemnitz, das mittlerweile zu meiner Heimat geworden ist. Seit fünf Jahren widme ich mich intensiv der Schwarz-Weiß-Fotografie und dem Entwicklungsprozess im Fotolabor.

    Ich habe mich bewusst gegen die Auftragsfotografie entschieden, weil ich meine Arbeit lieber frei und unabhängig gestalten möchte – in jeder Hinsicht. Die Fotografie als Ausdrucksmittel zu entdecken, erfüllt mich mit Begeisterung, da sie mir die Möglichkeit gibt, mein Werk auf zwei verschiedene Weisen zu beeinflussen. Nicht nur im Moment, in dem ich den Auslöser betätige, sondern auch im Fotolabor, wo ich die Freiheit habe, meine Vorstellungen weiter zu verfeinern und zu realisieren, bis das Ergebnis meinen Vorstellungen entspricht.

    Ich befinde mich in einem ständigen Spannungsverhältnis zwischen den lebendigen, organischen Momenten von Menschen und den grafischen Elementen wie Struktur und Kontrast. Diese beiden Welten – das Menschliche und das Grafische – vereinen sich in meiner Arbeit und verleihen ihr eine besondere Dynamik, die sowohl Natürlichkeit als auch klare Struktur widerspiegelt.

  • Shubhangi Singh
    14.03.2025
    Maja Simišić
    27.04.2025
  • Marie Donike und Johannes Specks
    17.05.2025
    Katariin Mudist
    29.06.2025